Frau für eine Nacht
Eine Frau für eine Nacht
Liebe Männer,
das ist ein offener Brief an alle, die sich jetzt angesprochen fühlen.
Ein Brief, in dem ich Fragen stellen möchte,
die sich offen für eine Frau wie mich nicht zu stellen ziemen.
Ich, wer das ist? Weiblich, ledig, jung - dazu noch blond
(muß das ein Nachteil sein?),
selbstbewußt sein und bei Männern (gutaussehend bitte schön)
auf den Geschmack gekommen -
tja, das antwortet mein Spiegelbild auf diese Frage.
Aber nun zurück zu Euch, den rätselhaften Wesen.
Wenn ich abends an der Bar meiner Stammkneipe noch einen
Wodka-Martini schlürfe und eine Gauloises zücke,
springt keiner mit dem Feuerzeug im Anschlag auf.
So etwas passiert nur in der Fernsehwerbung und wäre mir,
ehrlich gesagt auch peinlich.
Nein, nach einem tiefen Zug mustere ich
unverhohlen das Angebot im Raum.
Erst letzte Woche erregte ein Prachtexemplar Eurer Gattung
meine Aufmerksamkeit. Breite Schultern und tiefbraune Augen -
nach einem Lächeln und einer halben Zigarettenlänge war ich bei ihm
und zwei oder drei Wodka-Martini später er bei mir im Bett.
Er gab sich Mühe und ich mich hemmungslos.
Sollte ich Hemmungen zeigen bei einem Mann, von dem ich gerade
den Vornamen und die bevorzugte Tabaksorte wußte?
Vielleicht hab' ich ihm irgendwann auch gesagt, daß ich ihn liebe.
Aber sagt man so etwas nicht zu Männern,
die man in die eigenen Federn bettet?
Doch bei einem bin ich mir trotz aller Wodka-Martini
und Hormonstreß sicher: Ich hab' nicht gefragt:
ÑKommst Du morgen wieder?",
als ich ihn im Morgengrauen - und ohne Frühstück -
vor die Tür komplimentierte.
Ein ganz normaler Arbeitstag wäre mir also bevorgestanden,
hätte ich nicht neben meiner Kaffeetasse ihn gefunden:
Ein harmloser Notizzettel lag auf meinem Frühstückstisch mit noch harmloseren fünf Ziffern drauf. Es war sogar eine Acht dabei.
Ich sage das, weil ich Achter liebe.
Ich stelle mir vor, wenn diese Zahl ein Mann wäre,
könnte ich mich so schön ankuscheln.
Aber ich komme vom Thema ab.
Da lag also dieser Zettel, ich griff danach
und fast automatisch auch zum Hörer.
Bis eine innere Stimme mich endgültig aus dem süßen Reich der Männerträume holte.
Bist du wahnsinnig? fragte ich mich.
Was soll sich dieses Prachtexemplar von Mann denken,
wenn ich bei ihm anrufe? Und wenn überhaupt: So schnell?
Nein, nein.
Das mußte ich erst verarbeiten.
Sollte er dieses "Ich liebe Dich" für todernst genommen haben?
Wollte er sich noch einmal für diese gemeinsame Nacht bedanken?
Sollte ich im Rauch der hormonisierten Sinne gesagt haben,
"Ich ruf' Dich an"?
In meinem süßen kleinen Kopf begann die Denkmaschine zu rattern.
Mit dem Ergebnis, daß ich ausweglos
und irgendwann alle fragenden Schuldgefühle
weit von mir schob.
Hatte ich denn je was versprochen?
Na also.
Und vielleicht ist das der Grund,
weshalb ich ihn wohl doch nicht anrufen werde.
Schließlich bin ich nur eine Frau für eine Nacht.
*lach* Wir haben IHN gefunden, dieses Prachtexemplar von Mann - er hat uns geschrieben, wie er den Abend "erlebt" hat. Seht selbst: Stefan S.
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